Tränen der Trauer und des Glücks
Filme von Gosho Heinosuke
Tränen der Trauer und des Glücks
Filme von Gosho Heinosuke

In Japan bezeichnet man Gosho Heinosuke oft als Regisseur, dessen Filme den Zuschauer zugleich weinen und lachen lassen, sie sind ein wunderbarer Ausdruck der bitteren Süße des Lebens. Wenige Regisseure haben sich in ihrem Land vergleichbarer Beliebtheit erfreut.
Gosho wurde 1902 in Tôkyô als uneheliches Kind einer Geisha und eines Tabakhändlers geboren. Durch Shimazu Yasujirô, einen Geschäftsfreund seines Vaters, fand er 1923 Anstellung in den Kamata-Studios der Produktionsfirma Shôchiku. Zwei Jahre später konnte er seinen ersten eigenen Film drehen, bis zu seinem Tod im Jahr 1981 führte Gosho bei fast 100 Werken Regie.
Sein Lehrer Shimazu Yasujirô gilt in Japan als Vater der sogenannten shomin geki, dem Genre, welches das Leben der einfachen Leute mit seinen Höhen und Tiefen zeigt. Zu seinen Schülern zählten so berühmte Filmemacher wie Ozu Yasujirô, Shimizu Hiroshi und Naruse Mikio. Gemeinsam mit diesen vier Meistern brachte Gosho die filmische Darstellung vom Leben der gewöhnlichen Menschen zum Blühen. Dabei entwickelte er sich stilistisch in eine andere Richtung als seine Kollegen und Freunde: man sagt, er verwende stets drei Bilder, wo andere eins brauchten. Goshos Filmsprache ist kleinteilig, psychologisch, flüssig und dabei einem ganz eigenen, radikal episodischen Rhythmus verpflichtet. Sein Stil wird oft als vergleichsweise „westlich“ bezeichnet, unter anderem auch wegen seiner Verehrung für Ernst Lubitsch. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass Goshos Meisterschaft im Schreiben von Haiku-Gedichten einen mindestens genauso großen Einfluss auf die Poesie seiner Filme hatte.
Auch wenn Gosho gemeinhin als ein Meister des shomin geki gilt, ist sein Gesamtwerk doch vielgestaltiger. Neben den Maßstäbe setzenden Jinsei no onimotsu (1935) und Entotsu no mieru basho (1954) schuf er auch lebenskluge Komödien wie Madamu to nyôbô. Weiter finden sich kongeniale Literaturadaptionen wie Izu no odoriko (1933) oder Ryôjû (1961), aber auch erschütternde Melodramen wie Ima hitotabino (1947), Banka (1957) und Utage (1967). Schließlich finden sich in seinem Werk auch Historiendramen wie Hotarubi (1961). Goshos Genie liegt dabei in der Art begründet, wie er all diese verschiedenen Genres vermischte und wie er es verstand, Präzision und Überschwang, Weinen und Lachen zu verschmelzen.
Olaf Möller
Wir bitten es zu entschuldigen, dass die Qualität der älteren Filmkopien nicht immer einwandfrei ist.
Datum
03.03.2008 - 30.06.2008
Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln