TOMATO KECHAPPU KÔTEI

EMPEROR TOMATO KETCHUP

Film | Retrospektive Terayama Shûji

EMPEROR TOMATO KETCHUP

トマトケチャップ皇帝

TOMATO KECHAPPU KÔTEI

トマトケチャップ皇帝
„Bei Tomatenketchup spielt es keine Rolle, ob er von Kagome oder Campbell hergestellt wurde, auf jeden Fall muss er aber als „Tomatenketchup“ der Forst- und Landwirtschaftsnorm entsprechend aus Tomaten, Essig, Zucker, Speisesalz und Gewürzen bestehen - in seiner klebrigen Konsistenz ist er dem Blut sehr ähnlich (in Wirklichkeit ist es aber nur süßlicher Ketchup).

Ich möchte ein wenig auf die Fragen eingehen, woher der Titel dieses Werkes Emperor Tomato Ketchup kommt und warum es Emperor heißt. Wir haben dem Helden dieses Films, welches das Porträt eines kleinen Machthabers ist, den Namen Emperor Tomato Ketchup gegeben. Die Situation ist die, dass zunächst eines Tages plötzlich ein Kind von seinem Vater verprügelt wird, weil es seine Hausaufgaben nicht machen will. Kehrt es sonst immer weinend an seinen Tisch zurück, ist die Situation nur an diesem Tag so, dass es beim Umdrehen seinen Vater ersticht, oder niederschlägt und tötet.

Dies zum Anlass nehmend beginnen alle Kinder, die an Unterdrückung leiden und der häuslichen Ordnung Folge leisten, gemeinsam den Aufstand. Geduld gibt es nicht mehr, die Macht der Erziehung zur Disziplin wird abgelehnt. Alle Eltern sollten zum Gegenstand der „Jagd auf die Erwachsenen“ erhoben werden. Gebt uns die Freiheit, so zu leben, wie wir wollen, wir sind keine von den Erwachsenen gemachten Wesen und natürlich auch keine Möbel in kurzen Hosen für die Häuser der Erwachsenen. Wir sind wir selbst. Alle Erwachsenen werden versammelt und diejenigen unter ihnen, die den Kindern starre Vorstellungen vermittelt haben, vor Gericht gestellt und hingerichtet. Die Hinrichtung kann auf verschiedene Weisen erfolgen wie zum Beispiel durch Kreuzigung, oder indem sie den Schweinen zum Fraß vorgeworfen werden. Auch die Erziehungsmethoden ändern sich vollständig, sexuelle Aufklärung wird auf gleichem Niveau behandelt wie Märchen. Es handelt sich um eine Utopie kindlicher Phantasie, die von Kindern für Kinder gemacht wird bzw. der Versuch, eine Eros-Gesellschaft zu schaffen. Vermag dies eine gemeinschaftliche Vision zu werden, welche den von den Erwachsenen geschaffenen Begriff des „Staates“ ablöst? Wird es nicht zumindest zu so etwas wie die Hitlerjugend in einer Spielzeugschachtel?

Es liegt in der Hand des Betrachters, ob man das Thema dieses Werkes, die „Jagd auf die Erwachsenen“ als Ironie auf den politischen Begriff der Ödnis oder aber eine leere Utopie auffasst. Es lässt sich aber sehr wohl sagen, dass dieser Film mehr noch als eine Komödie vielmehr so etwas wie ein Spaß ist.“

Terayama Shûji

Auszug aus der VERFASSUNG TOMATENKETCHUP

Artikel 1
Die Erwachsenen, die die Kinder ärgern, die an ihnen physische Gewalt ausüben oder ihnen zuviel Schutz auferlegen, werden vom Zivilstaat unterdrückt.

Artikel 2
Allein die Partei der Schwarzen Flagge besitzt die Macht, die Jagd auf die Erwachsenen durchzuführen.

Artikel 3
Alle Erwachsenen, die uns unseren Spaß stehlen, die uns am Rauchen und Trinken hindern, uns unserer Ausdrucksfreiheit und sexuellen Freiheit berauben sowie versuchen, uns ihre erzieherischen Vorurteile aufzuzwingen, werden verurteilt werden, sei es zur Todesstrafe oder auch 80 Jahren Gefängnis.

Artikel 4
Im Namen Gottes ergötzen sich alle Kinder an der Freiheit: der Freiheit zur Verschwörung, zum Verrat, der Praktizierung von Homosexualität (an der sich selbst der Kinderminister erfreut) und die Freiheit, die Bibel als Toilettenpapier zu benutzen. 

Datum
17.07.2003 19:00 Uhr

Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln

Informationen zum Film

  • Regie: TERAYAMA Shûji
  • Spieldauer: 27
  • Produktionsjahr: 1970
  • Übersetzung: OmfranzU