NITÔ ONNA - KAGE NO EIGA
DIE FRAU MIT DEN ZWEI KÖPFEN
Film
| Retrospektive Terayama Shûji
DIE FRAU MIT DEN ZWEI KÖPFEN
二頭女ー影の映画
NITÔ ONNA - KAGE NO EIGA
„Schon lange beschäftigte mich, dass ich einen Film über Schatten drehen wollte. Ich wollte Schatten darstellen, die zuvor auf die Wand gemalt worden waren, Schatten, die durch die Anwesenheit eines Mannes auf die Wand geworfen werden, und wirkliche Körper, derer sich die Schatten in verschiedenen Formen bemächtigen, wie es Chamisso von Peter Schlemihl, dem Mann, der seinen Schatten verlor, erzählt hat. Schatten, die an der Wand blieben, nachdem dieser Mann fortgegangen ist. Er nur als Schatten. Zum Beispiel spielen der Schatten und der wirkliche Körper Schach. Mittendrin beginnt sich der Schatten zu bewegen, indem er sich gegen den wirklichen Körper wehrt, das heißt, der Schatten, welcher der Beweis für das Leben seines Körpers ist, entwickelt eine übergeordnete Existenz. Zum Beispiel ist dort ein seilspringendes Mädchen. Ihr Schatten ist projiziert. Bei einem Schwenk der Kamera ist das Mädchen fort, und nur der Schatten springt Seil. Jorge Luis Borges hat einmal gesagt: “Wer nicht an die Existenz der Nomen glaubt, vermehrt paradoxerweise ihre Zahl ins Unendliche.“ Dieser Schattenfilm ist ein Versuch, bei dem die Schatten, die unpersönliche Pronomen sind, sich wie Personalpronomen bewegen und so ihre Existenz beweisen sollen.
Nicht nur die Schatten der Menschen. Oft tun dies auch die Schatten des Seils oder des Papiers. Auch wechseln sie unmerklich in wirkliche Körper über. Ursprünglich ist der Film ein Mikrokosmos aus Licht und Schatten. Mehr oder weniger sind die auf die Leinwand projizierten Menschen nicht mehr als Schatten. Die Schatten jedoch, an die ich denke, haben eine leere Form ohne Augen, Mund oder Nase, während die Schatten des Films über Ausdruck verfügen.
Durch Schatten werden Schatten verfremdet und kritisiert. Ich wollte herausfinden, in welcher Form ich „Nicht-Existenz“ in diesem Sinne denkbar machen könnte. Es existiert ein weiterer Schatten, der lebendig wurde, als ich die in die Kopie eingebrannten Schatten auf die Leinwand warf, und irgendwer durch den Raum zwischen Projektor und Leinwand ging. Ich versuchte diese beiden Schatten gleichzeitig in Abbildungen festzuhalten.
Als Schatten projizierte Objekte, sowie Existenzen, die hinzugefügt wurden in einer diese Projektion störenden Form, oder aber subtrahierte Schatten als „Spuren der Nichtexistenz“, wurden gleichzeitig abgebildet. Beim Abspielen dieser Projektionen hielt ich meine Hände als dritten Schatten vor die Leinwand. Die durch verschiedene Techniken eingebrannten Schatten, die aufgenommenen Schatten und die während der Produktion entstehenden zufälligen dritten Schatten. Das Thema von Nitô onna - kage no eiga bestand darin, ein Kunstwerk zu schaffen, das deren Verflechtungen in Bilder verwandelt.“
Terayama Shûji
Nicht nur die Schatten der Menschen. Oft tun dies auch die Schatten des Seils oder des Papiers. Auch wechseln sie unmerklich in wirkliche Körper über. Ursprünglich ist der Film ein Mikrokosmos aus Licht und Schatten. Mehr oder weniger sind die auf die Leinwand projizierten Menschen nicht mehr als Schatten. Die Schatten jedoch, an die ich denke, haben eine leere Form ohne Augen, Mund oder Nase, während die Schatten des Films über Ausdruck verfügen.
Durch Schatten werden Schatten verfremdet und kritisiert. Ich wollte herausfinden, in welcher Form ich „Nicht-Existenz“ in diesem Sinne denkbar machen könnte. Es existiert ein weiterer Schatten, der lebendig wurde, als ich die in die Kopie eingebrannten Schatten auf die Leinwand warf, und irgendwer durch den Raum zwischen Projektor und Leinwand ging. Ich versuchte diese beiden Schatten gleichzeitig in Abbildungen festzuhalten.
Als Schatten projizierte Objekte, sowie Existenzen, die hinzugefügt wurden in einer diese Projektion störenden Form, oder aber subtrahierte Schatten als „Spuren der Nichtexistenz“, wurden gleichzeitig abgebildet. Beim Abspielen dieser Projektionen hielt ich meine Hände als dritten Schatten vor die Leinwand. Die durch verschiedene Techniken eingebrannten Schatten, die aufgenommenen Schatten und die während der Produktion entstehenden zufälligen dritten Schatten. Das Thema von Nitô onna - kage no eiga bestand darin, ein Kunstwerk zu schaffen, das deren Verflechtungen in Bilder verwandelt.“
Terayama Shûji
Datum
26.06.2003 19:00 Uhr
Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln
Informationen zum Film
- Regie: TERAYAMA Shûji
- Spieldauer: 16
- Produktionsjahr: 1977
- Übersetzung: OF