MEIKYÛTAN

DIE GESCHICHTE VOM LABYRINTH

Film | Retrospektive Terayama Shûji

DIE GESCHICHTE VOM LABYRINTH

迷宮譚

MEIKYÛTAN

迷宮譚
„Meikyûtan ist ein Türenfilm. In diesem Film verändert sich die Welt jenseits der Tür unendlich und der Film selbst wird auf einer Tür projiziert. Schon lange denke ich, dass eine Projektionsfläche kein weißer, viereckiger Stoff sei, sondern eine Tür. Bei einer Projektionsfläche, die sich frei öffnet und schließt, ist es möglich, dass man Nägel in sie einschlägt und dass man sie abschließt. Gleichzeitig suggeriert sie den Ein- und Ausgang der Welt. Die Faktoren Projektor, Abstand zwischen Projektor und Projektionsfläche sowie die Projektionsfläche usw. gebündelt, bin ich von der Prämisse ausgegangen, dass der Akt der Projektion möglich ist. Es gab auch Fälle, bei denen der Film tatsächlich nicht auf einer Leinwand, sondern auf einer Tür gezeigt wurde.

Bei dem bisherigen Begriff des Films ging man davon aus, dass das Filmen nur bis zur Fertigstellung einer Filmkopie reiche und dass alles Darauffolgende bloße Gegenstände seien. Ich meine jedoch, dass der Zeitpunkt, bis der Film letztendlich die Projektionsfläche erreicht, als Fortsetzung des schöpferischen Aktes betrachtet werden sollte.
Bis jetzt wurde ich auch im Ausland in verschiedener Weise nach der Beziehung zwischen Film und Theater gefragt, darunter auch Fragen wie „Der Film ist ein Ausdruck der Gleichzeitigkeit, aber sobald Publikum auf die Bühne kommt, dann wäre dies doch kein Film, sondern würde zu einem Theaterstück.“ Auf diese Frage antworte ich, dass ich versucht habe, den von Brecht in seine Reproduzierbarkeit eingeschlossenen Film noch einmal hervorzuziehen. Dies könnte so etwas sein wie Kinotheater oder Theaterkino und hat aber den Sinn, dass nach und nach die Kategorien verschwinden. Gegenwärtig befinden sich die Zuschauer vor der Projektionsfläche, es könnte aber auch sein, dass sich dies dahingehend ändert, dass sie jenseits dieser Fläche sind oder auch auf mehreren Seiten von ihr umgeben werden. Auch wäre es denkbar, dass die Handlung der Projektion nicht auf einen als „Film“ bezeichneten Raum begrenzt ist, sondern eine äußerst partisanenähnliche Form annimmt, indem es zum Beispiel im Alltag passiert, dass sich an irgendeinem Tag beim Öffnen eines Fensters dieses Fenster in eine Projektionsfläche verwandelt und irgendein Film darauf läuft. Es ist vorstellbar, dass sich dies immer weiter ausbreitet bis hin zu einem „Straßenfilm“.

Auf die oben gestellte Frage zurückkommend vertrete ich in Bezug auf den Aspekt der Teilnahme die Ansicht, dass man nicht von einem ausreichend erzielten Erfolg sprechen mag, wenn die Zuschauer sich bloß von ihren Sitzen erheben und in Richtung Projektionsfläche zu laufen beginnen.

Aus diesem Grund habe ich zunächst den Gedanken der „Tür“ eingebracht. Die Tür als Metapher für eine sich öffnende und schließende Projektionsfläche wird vor den Zuschauern platziert.“

Terayama Shûji 

Datum
16.06.2003 19:00 Uhr

Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln

Informationen zum Film

  • Regie: TERAYAMA Shûji
  • Spieldauer: 18
  • Produktionsjahr: 1975
  • Übersetzung: OF