Marco Bohr und Keiko Satô - Landschaften

Dialogausstellung

Ausstellung

Marco Bohr und Keiko Satô - Landschaften

Dialogausstellung

MARCO BOHR UND KEIKO SATÔ - LANDSCHAFTEN
Marco Bohr 2003
Marco Bohr 2003
Keiko Satô 2004
Keiko Satô 2004

Marco Bohr
„Die Betrachtung der natürlichen Landschaft Japans hat in der Kunst eine lange Geschichte und geht zurück bis zu den Holzschnitten von Andô Hiroshige in der Edo-Zeit. Historisch gesehen ist der Gedanke der Betrachtung oder sogar der Meditation so tief in der japanischen Psyche verwurzelt, dass er in der Landschaftsgestaltung, Stadtplanung und natürlich auch in der Architektur Ausdruck gefunden hat. Darum wird ein japanischer Architekt bei dem Entwurf eines Hochhauses gewöhnlich immer auch einen Raum für die Kontemplation in Erwägung ziehen. In der Realität bedeutet dies, dass fast alle öffentlich zugänglichen Hochhäuser in einer Stadt wie Tôkyô einen Aussichtsraum haben, der ausschließlich diesem Zweck dient.

Folglich ist ein unverstellter Blick oder Raum im Allgemeinen ein seltenes Vergnügen, dem man sich gerne hingibt. In Japan nehmen sich Menschen jeder Couleur Zeit, um eigens die Aussichtsräume regelmäßig zu besuchen. Für einen Außenstehenden erinnert dieses Phänomen fast an eine Art Verabredung. Es ist merkwürdig genug, dass sich in dieser Photoserie Betrachtung auf drei Ebenen vollzieht: Menschen betrachten eine Landschaft, der Photograph beobachtet die Menschen und der Ausstellungsbesucher sieht die Photographie an.

Ungeachtet aller Konnotationen, die unsere kulturelle und soziale Identität birgt, sind die Photographien der „Observatorien”-Serie vor allem eine Reflexion unserer selbst. Immer wieder lassen uns Bilder unsere Umgebung und unsere Situation verstehen, vielleicht sogar unsere Grundlagen. Die Photoserie ist eine Erforschung dieser Themen und überlässt es unausweichlich dem Betrachter, eigene Schlüsse zu ziehen. Die unbestimmte und nicht konkret definierbare Szenerie ist gleichermaßen eine Einladung, sich den Anblick einer Landschaft vorzustellen, wie auch eine Einladung, sich selbst zu definieren.”

Marco Bohr, November 2004

Keiko Satô
„In meinem Schaffensprozess folge ich zuerst der Natur, Struktur, Eigenschaft und Bedeutung der Materialien und Dinge, mit denen ich umgehe.

Ich glaube zum Beispiel, dass die emotionale Bedeutung von Zigarettenstummeln darin liegt, dass sie ein Überbleibsel menschlichen Verhaltens und Verlangens sind. Asche impliziert, dass etwas verbrannt wurde. Sie verkörpert den Prozess von Verschwinden und Tod. Letztendlich benutze ich diese emotionale Bedeutung und die organische Struktur der Dinge, um meiner Arbeit Form zu verleihen.

Einmal habe ich ein großes Glasrohr (ca. 30 x 150 cm) auf dem Boden im Gang einer Kunstakademie platziert. Ein Mann mit einer Sehschwäche stieß die Arbeit um und zerstörte sie vollständig. Ich ging dorthin und wusste, dass ich etwas Wichtiges entdeckt hatte, obwohl mir noch nicht ganz klar war, was genau dies war. Es war verblüffend, wie das Rohr innerhalb einer Sekunde in Glasscherben zersplittert war. Es war nicht länger vorhanden: nur seine Fragmente waren geblieben. Damals ist mir klar geworden, dass alles in der Natur sich verändert, und dass nichts Bestand hat.Wenn etwas verschwindet oder zerstört wird, beginnt etwas Neues. Diese Entdeckung brachte mich auf die Idee, Dinge zu zerstören und etwas Neues aus ihnen zu machen, als würde man eine neue Landschaft mit vorher bereits existierenden Materialien schaffen.

In meiner Arbeit, der früheren und aktuellen, sind sowohl Ende als auch Anfang zu gleicher Zeit gegenwärtig. Mit anderen Worten, verschiedene Konzepte von Zeit fordern den gleichen Raum. Die Arbeiten verdeutlichen und implizieren den direkten und natürlichen Prozess von Material, das sich verändert.

Bei meiner Arbeit halte ich es für sehr wichtig, nicht nur Aggression zu betonen, sondern auch die widersprüchlichen Aspekte von Dingen, wie zum Beispiel Ordnung und Unordnung, Leben und Tod, Gewalt und Frieden, Schönheit und Hässlichkeit, Humor und Ernsthaftigkeit.”

Keiko Satô, 2005

Zur Eröffnung am Freitag, 2. Juni um 19 Uhr sind Sie und Ihre Freunde herzlich eingeladen.

Öffnungszeiten der Ausstellung: Mo - Fr 9 - 13 / 14 - 17 Uhr

Datum
02.06.2006 00:00 Uhr - 28.07.2006 23:00 Uhr

Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln