MABOROSHI NO HIKARI

DAS LICHT DER ILLUSION

Film | Filme von Koreeda Hirokazu

DAS LICHT DER ILLUSION

幻の光

MABOROSHI NO HIKARI

幻の光
Als Yumiko zwölf Jahre alt war, machte sich ihre senile, so sehr geliebte Grossmutter nach Shikoku in ihr Heimatdorf auf, um zu sterben. Mit 25 Jahren nimmt sich ihr Gatte Ikuo - sie sind noch nicht lange verheiratet - das Leben: Er schmeisst sich vor einen Zug und hinterlässt ihr die Schlüssel zu seinem Fahrrad und eine Brieftasche. Die beiden haben ein kleines Kind. Yumiko weiss nicht, warum Ikuo tat, was er tat und so vergräbt sie sich immer tiefer in die Vorstellung, Menschen, die ihr nahestehen, durch ihre Liebe zu töten. Das ist die einzige Wahrheit, mit der sie diesen Ereignissen ihres Lebens einen Sinn zu geben weiss. Und es ist eine Sache zu wissen, dass Menschen sterben, eine ganz andere jedoch, die Irrationalität des Daseins nicht erklären zu können, und akzeptieren zu müssen, dass sich kein System schließen lässt. Yumiko versucht, den Menschen fernzubleiben, lässt sich dann aber doch zu einer Hochzeit überreden mit einem ihr halb Fremden namens Tamio, für den sie keine grossen Gefühle hegt, weshalb er wohl, in ihrer Welt, sicher ist. Wie aber ist jene andere Welt beschaffen?

Koreeda wollte alles anders machen als bislang, und sich gleichzeitig innerhalb der narrativen wie piktoralen Kultur absichern. So inszenierte er sein Kino-Spielfilm-Debut als wortkargen Versuch über den Raum aus Licht und Schatten, in tendenziell halbtotalen Einstellungen, langen Plansequenzen, immer eher draussen als drinnen. Alles ist so arrangiert, wie man es im Fernsehen nicht kann: Menschenschemen in Landschaften, sichtbar dank der geduldigen Winzigkeit des Silberkorns.

Koreeda musste jedoch auch erfahren, dass Repräsentationstraditionen Fallen sein können. Man sprach mehr über diese Traditionen als über das, was Koreeda mit ihnen machte, denn selten finden sich gehaltvolle Texte, in denen nicht über diese Vorbilder gesprochen, in denen primär und allein deren Präsenz gesehen wird. Man sah letztendlich auch nur die Verwertbarkeit innerhalb des Bestehenden, was den Film in einer Art und Weise reaktionär machte, was er aber realiter sicherlich nicht ist. Wahr ist aber auch, dass dieses Inszenieren innerhalb einer Tradition den Film versiegelt, was der demokratischen Offenheit der Gefühle wie Gesten, Aktionen, Taten, des Denkens widerspricht, nach der Koreeda in seinen folgenden Filmen strebt.

Datum
14.04.2005 19:00 Uhr

Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln

Informationen zum Film

  • Regie: KOREEDA Hirokazu
  • Spieldauer: 110
  • Produktionsjahr: 1995
  • Übersetzung: OmdU