HAYACHINE NO FU

ODE TO MT. HAYACHINE

Film | Hommage an Kawakita Kashiko

ODE TO MT. HAYACHINE

早池峰の賦

HAYACHINE NO FU

早池峰の賦
Die Dörfer Take und Ôtsugunai, gelegen am Fuße des Hayachine, wurden zwar eigemeindet in die Stadt Ôhasama in der Präfektur Iwate in Nord-Honshû, an ihrer heute freundschaftlichen Rivalität im Kagura hat das allerdings nichts geändert. Kagura ist eine traditionelle Tanzform, die ursprünglich von Wandermönchen dargeboten wurde, nun aber von Laien als lokales kulturelles Erbe gepflegt wird: Von den Bewohnern Takes in einem eher breitschultrig-forsch maskulinem, von den Bewohnern Ôtsugunais in einem eher zurückgenommen-filigran femininen Stil. Was heute komplementär wirkt, war früher, so heißt es, ein oft wüst umkämpfter Wettstreit, bei dem in der Hitze der Ekstase die Gruppen schon einmal übereinander herfielen. Take und Ôtsugunai ging es noch nie wirklich gut. Alte, das heißt im Wesentlichen arbeitsuntüchtige Leute, wurden auf einen Berg zum Verhungern gebracht, erzählt zumindest ein alter Mann lachend, doch mittlerweile sind sie ökonomisch aufeinander angewiesen. Ein Gutteil ihres jährlichen Einkommens beziehen die Dörfler aus dem Tourismus, der im Sommer am Hayachine herrscht, vor allem, wenn am 31. Juli das Fest des lokalen Schreins gefeiert wird und die Kagura-Truppen ihre Tänze aufführen können. Doch das ist nur die eine Hälfte ihrer kleinen Ökonomie - die andere besteht aus dem Tabak-Anbau. Das örtliche Nanbu-Blatt ist von höchster Qualität und wird deshalb vor allem für Zigarren verwendet. Nur wurden die in den frühen 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wenig geraucht, die Nachfrage wurde ergo immer geringer und die Preise immer schlechter, so dass zu überlegen war, ob man nicht ein qualitativ minderwertigeres, jedoch für die Verarbeitung in Zigaretten besser geeignetes Blatt anbauen sollte. Dessen Kultivierung würde aber genau in jene Zeit fallen, da man sich eigentlich um den Kagura-Tanz kümmern müsste, das heißt in die Mitte des Sommers.
Zyklen in aller ihrer Epik verschränken sich, aus Tradition wird Brauchtum werden Gewohnheiten werden Standortfaktoren, und auch wenn die Jahreszeiten unabänderlich bleiben, so verändern sich doch die Geschäfte der Menschen in ihnen. Was aber bleibt, ist das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Tradierten, und der Wert an sich der Tradierung selbst, dieses Aktes, der die Lebenden mit den Toten verbindet. Der Film ist Hanedas erster großer Wurf (vorbereitet ein Jahr zuvor durch eine kulturfilmartige Skizze namens Kagura no sato). Darin wird in all seiner prosaischen Weite aufgefächert und durchgearbeitet, was in Usuzumi no sakura allein angedeutet wird.

Datum
22.01.2009 19:00 Uhr

Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln

Informationen zum Film

  • Regie: HANEDA Sumiko
  • Spieldauer: 186
  • Produktionsjahr: 1982
  • Übersetzung: OmeU