Filme von Tanaka Kinuyo, Haneda Sumiko und Kawase Naomi
Im Spiegel der Frauen - Drei japanische Filmemacherinnen
Filme von Tanaka Kinuyo, Haneda Sumiko und Kawase Naomi
Im Spiegel der Frauen - Drei japanische Filmemacherinnen

Das japanische Kino ist nicht unbedingt für seinen Überschuss an Filmemacherinnen bekannt; im Gegensatz zu anderen Welt-Kinemathographien gab es in Japan nie einen Augenblick, an dem sich Filmemacherinnen organisiert und im größeren Maße auf sich aufmerksam gemacht hätten. Filmemacherinnen sind in Japan vereinzelte Phänomene - jede von ihnen ist eine Ausnahme. Diese Retrospektive widmet sich den drei filmgeschichtlich signifikantesten dieser Ausnahmen: TANAKA Kinuyo, HANEDA Sumiko, KAWASE Naomi: Drei Filmemacherinnen aus drei Generationen und drei Produktionskontexten, deren Schaffen aber thematisch wie motivisch miteinander kommunizieren.
TANAKA Kinuyo (1909-77), zum Zeitpunkt ihres Regiedebuts schon eine der berühmtesten Darstellerinnen Japans, war die erste Frau in der japanischen Filmgeschichte, die mehrere Spielfilme inszenieren konnte. TANAKA verdankt ihre Regiekarriere ausschließlich ihres Status' als Filmstar, und damit als Mit-Träger jenes Produktionskontextes, der ihr Schaffen charakterisiert: Die Studio-Welt. Ihre Möglichkeiten waren auch entsprechend begrenzt: Tanakas Filme drehen sich allesamt um Frauen, ihre Probleme, haben sehr entschieden ein soziales Anliegen. Inszenatorisch jedoch hatte sie sich auf die Grenzen des Studiokinos zu bescheiden, in aller inszenatorischer Brillanz.
HANEDA Sumiko (* 1926) hatte anscheinend nie ein Interesse am Spielfilm: Sie lernte ihr Handwerk als Regisseurin beim Dokumentarfilm, dem sie sich verschrieb. Vom Alter her gehört HANEDA zur Generation der japanischen Nouvelle Vague, ihr Lehrmeister bei der Produktionsgesellschaft Iwanami war HANI Susumu, einer der Bahnbrecher dieser Bewegung. HANEDA machte ihre ersten Filme in den späten 50ern, fand auch die ihnen angemessene Beachtung. Der Durchbruch war ihr aber noch fast 20 Jahre lang verwehrt, wahrscheinlich, weil sie beim Dokumentarfilm blieb während ihre Mitstreiter zum Spielfilm wechselten. Vermutlich aber auch, weil ihr Schaffen in der Regie sehr klassisch ist, so wie ihre Themen nie sonderlich zeitgeistig waren. Es hat eine gewisse poetische Logik, dass HANEDA ihren ersten großen Erfolg mit einem Film über einen mehr als 1000 Jahre alten Baum feierte: schließlich handelt ihr Kino von der Wesenheit der Dauer, der beständigen Anwesenheit des Alten, oft in Relation zum Prozess des Alterns selbst, was eine gewisse Epik bedingt.
KAWASE Naomi (* 1969), wieder eine Generation später, ist von ähnlichen Themen fasziniert, im Gegensatz zu HANEDA aber ist sie eine Meisterin der kleinen Form, ganz ihrer Herkunft als Filmemacherin entsprechend: KAWASE kommt vom Amateurfilm, ihre ersten Werke entstanden jenseits der etablierten Produktionskontexte auf Super-8 und Video. KAWASE bewegt sich frei zwischen den Formen: Sie realisierte experimentell-autobiographische Filme, Dokumentarfilme und Spielfilme, wobei sie diese Grundformen oft genug mischt, d.h. ihre Spielfilme realisiert sie mit einem dokumentarischen Gestus, Blick, ihre Dokumentarfilme haben oft etwas Essayistisches am Rande zum Fiktionalen. KAWASE strebt nach einer Totalität des filmischen Ausdrucks, der ganz sie selbst ist (nicht umsonst etwa dreht sie ihre Spielfilme stets in ihrem heimatlichen Nara). Gleich Haneda hat auch Kawase eine ausgeprägte Faszination für das Alte, ihre Spielfilme suchen allesamt nach einem Ausdruck klassischer japanischer Schönheit und Harmonie. Im Gegensatz zu Haneda jedoch strebt das Kino von KAWASE nach vorne, interessiert sich mehr für moderne Charaktere, deren Zerrissenheit, das Ephemere ihrer Wirklichkeit.
Olaf Möller
Datum
13.09.2004 - 20.12.2004
Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln
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