DEN'EN NI SHISU

PASTORAL HIDE AND SEEK

Film | Retrospektive Terayama Shûji

PASTORAL HIDE AND SEEK

田園に死す

DEN'EN NI SHISU

田園に死す
Terayamas zweiter Spielfilm spielt am Fuß des Bergs Osorezan auf der Halbinsel Shimokita (nördlichster Zipfel der japanischen Hauptinsel Honshû) und Tôkyô in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts (mit Rückblenden in die 50er Jahre).

Ein 15jähriger Junge lebt allein mit seiner Mutter in einem alten Haus am Fuß des Osorezan. Er war noch sehr klein, als sein Vater starb und ist nun gefrustet und rastlos wegen der Ignoranz und dauernden Aufmerksamkeit seiner Mutter. Hin und wieder tritt er mit seinem Vater in Kontakt, der zu ihm durch das Medium einer Priesterin am Osorezan spricht. Oder aber er besucht den durch die Gegend ziehenden Zirkus und freundet sich mit der beliebten „Aufblasbaren Dame“ an. Er träumt davon, mit Bakedori auszureissen, einer verheirateten Frau in der Nachbarschaft, in die er vernarrt ist.

All diese Szenen zeigen die Träume des Autors in seiner Kindheit und sind Bestandteile eines biographischen Films, den der Regisseur aus seiner heutigen Perspektive dreht. Das „Heutige Ich“ trifft im Film das „Ich aus der Kindheit“, gemeinsam besuchen sie ihr Zuhause. Dort treffen sie auf alle möglichen Arten von Hässlichkeit und Übel, die im krassen Gegensatz zu den Illusionen von vor zwanzig Jahren stehen. Der Sohn ruft seine Mutter mit dem Plan an, sie umzubringen, sie empfängt ihn aber wie schon in alten Zeiten. Kann er sich durch ihren Tod wirklich von seiner früheren Existenz befreien?

Anmerkungen vom Regisseur

„Meine Kindheit. Diese langen Versteckspiele... Es war an mir, die Anderen zu suchen, aber niemand gab Antwort auf meine Rufe.

Bei Einbruch der Dunkelheit gingen die Musiker eines Zirkus in der Nähe, die für den Auftritt am folgenden Tag geprobt hatten, zu Bett. Entlang einer verlassenen Straße zog ich umher durch die entlegene Gegend, in der ich geboren wurde und suchte immer noch meine kleinen Freunde. Wohin konnten sie nur verschwunden sein?

Licht, das durch die Fenster eines Hauses schimmert. Von außen beobachte ich jemanden, der im Tagesraum seiner Familie zu essen gibt. In dem alternden Patriarchen erkenne ich eines der Kinder wieder, das am Beginn des Spieles wegging, um sich zu verstecken. Auch all die anderen sind älter geworden. Sie haben sich meinen Suchanstrengungen entzogen und mich zurück in die Kindheit geschickt.

***

Wenn wir den Wunsch verspüren, uns selbst zu befreien, die Geschichte der Menschlichkeit in unserem Innern und die der Gesellschaft um uns herum auszulöschen, dann müssen wir damit beginnen, unsere persönlichen Erinnerungen loszuwerden. Das ist aber der Moment, in dem unsere Erinnerung anfängt, mit uns Verstecken zu spielen und sich selbst niemals vollständig befreien kann.

***

In diesem Film durchlebt die Hauptperson so etwas wie eine Wiederholung ihrer Vergangenheit. Ich habe versucht, dieser Figur dabei zu helfen, ihre Identität zu finden und damit möglicherweise die Identität von uns allen.“

Terayama Shûji

Datum
21.07.2003 19:00 Uhr

Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln

Informationen zum Film

  • Regie: TERAYAMA Shûji
  • Spieldauer: 102
  • Produktionsjahr: 1974
  • Übersetzung: OmeU