CHIHÔSEI RÔJIN NO SEKAI

HOW TO CARE FOR THE SENILE

Film | Filme von Tanaka Kinuyo, Haneda Sumiko und Kawase Naomi

HOW TO CARE FOR THE SENILE

痴呆性老人の世界

CHIHÔSEI RÔJIN NO SEKAI

痴呆性老人の世界
In Hayachine no fu wusste ein Neunzigjähriger noch von dem grausigen Schicksal der Alten in früheren Zeiten zu erzählen: Waren sie nur noch Mäuler, die man stopfen musste, wurden sie auf einen Berg gebracht, wo man sie sich selbst über-, das heißt letztendlich sie verhungern ließ. Zu diesem Thema kehrt das japanische Kino kursorisch zurück wie etwa mit Narayama-bushi kô (1958, von Kinoshita Keisuke; 1983, von Imamura Shohei), Ikitai (1999, von Shindô Kaneto) oder Warabinokô (2003, von Onchi Hideo), wahrscheinlich, da es allem Ahnendenken widerspricht und damit die Staatsideologie zumindest in Frage stellt oder relativiert. Mittlerweile kann sich Japans staatliche Altenpflege sehen lassen, was das Grundproblem, Behalten wir Mutter/Vater nun bei uns oder nicht?, kein bisschen reduziert.

Die Antwort fällt leichter, wenn obâsan oder ojiisan senil werden (umgangssprachlich gesagt), sei es durch einen Gehirnschlag oder ähnliches oder sei es durch Alzheimer: Die Zeit und ihr Rhythmus verändern sich dadurch radikal: was vor kurzem war, verliert seine Präsenz im Leben über den Augenblick hinaus. Während man in einer ewigen Schlaufe irgendwo in der Vergangenheit hängenbleibt und sich langsam seelisch an deren Zuziehen erhängt, weiß man doch, dass es weitergeht, nur hinterlässt diese Bewegung des Lebens keine Spuren mehr, und man verzweifelt an dem Widerspruch der Natur. Haneda beobachtet zwei alte Damen bei ihrem Dasein in der Pflegeklinik einen typischen Tag lang, was auch bedeutet, sie beobachtet das Pflegepersonal bei seiner Arbeit. Wieder werden zwei Zyklen miteinander kontrastiert, die Arbeit, das heißt die Dynamik des Schaffens wie die des Werdens, mit dem Warten, der Bewusstwerdung des Nicht-Schaffens wie des Verfalls. In den senilen Senioren wird außerdem die Verzweiflung einer Spaltung sichtbar. Während Akiko und Kanda einander gegenseitig reflektieren, können die beiden Damen nur noch das graduelle Verschwinden des jeweiligen Selbst konstatieren - dass sie eine Art zweites Leben haben, weiß der Film, doch sie wissen das nicht, auch wenn etwas in ihnen es wohl ahnt.

Datum
02.12.2004 19:00 Uhr

Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln

Informationen zum Film

  • Regie: HANEDA Sumiko
  • Spieldauer: 84
  • Produktionsjahr: 1986
  • Übersetzung: OmeU