Buddhistisch Pilgern in Japan - heute und damals
Buddhistisch Pilgern in Japan - heute und damals

von Dr. Katja Triplett, Center for Modern East Asian Studies
(CeMEAS), Universität Göttingen
Die Beliebtheit des Pilgerns in Japan hat in den letzten Jahren weiter zugenommen, so dass mit Recht von einem „Pilger-Boom“ gesprochen werden kann. Heute wie damals verbinden sich Pilger durch ihre hingebungsvolle Praxis mit der langen Tradition der Pilgerfahrt in ihrem Land, aber auch indirekt mit den Heimatländern des japanischen Buddhismus, Indien und China. Je nach dem, wem der Pilgertempel gewidmet ist, besuchen die Pilger gleichzeitig das „Land“ der Gottheit oder den Heiligen, der in der Tempelhalle präsent ist. Die Regeln für die rituellen Abläufe der japanisch-buddhistischen Pilgerfahrt wie etwa die Rezitationen und Lieder, die Zeit der Pilgerreise, die Art der Kleidung und andere Vorgaben sind einerseits konkret genug, um der Pilgerfahrt einen festen Rahmen zu geben. Es besteht daneben stets genügend Spielraum sowohl für einzelne Reisende als auch für organisierte Gruppen, die Besuche zu den Tempeln individuell zu gestalten. Im Vortrag wird anhand des älteren der beiden traditionellen Pilgerrundwege, des rund sechshundert Jahre alten Saikoku-Pilgerweges zu 33 Tempeln in und um die alte Kaiserstadt Kyoto, gezeigt, dass genau in dieser Dynamik zwischen ritueller Vorgabe und individueller Gestaltung der zentrale Grund für den großen Erfolg und die erstaunliche Kontinuität der Pilgerfahrt in Japan liegt.
Datum
09.03.2018 19:00 Uhr
Ort
Japanisches Kulturinstitut
Universitätsstraße 98
50674 Köln